Gartengeräte im Wandel - Teil 1

antiker Wassereimer
Wassereimer

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Jeder kann sich sicherlich vorstellen, dass damals die Gartenarbeit erheblich aufwendiger und schwerer war Aufgrund von nicht vorhandenen Techniken und Hilfsmitteln. Nimmt man z.B. den Tontopf. Noch vor 100 Jahren war er der Standardtopf im Gartenbau. Heute ist er nur noch bei Liebhabern beliebt und der Gartenbau bevorzugt Kunststofftöpfe, die nicht nur leichter und damit beweglicher, sondern auch langlebiger, recycelbarer, weniger Energieaufwändiger bei der Herstellung sowie schädlingsfreier sind und weniger Wasserentzug (durch den Ton) haben.
Im gesamten Gartenbau gab es vom Beginn des Ackerbaues an, als die Menschen sesshaft wurden eine stetige Entwicklung der Hilfsgeräte. Wir wollen heute einmal einen Blick auf verschiedene Geräte aus der Vergangenheit werfen, welche bis heute überdauert haben – jedenfalls für den Hobbygärtner.

Gießkanne
 

antiker Wasserkrug
Wasserkrug

Viele Hilfsmittel für den modernen Ackerbau wurden von den Römern, über die Alpen, in den Norden gebracht. Und ein Hilfsmittel war die „Gießkanne“, die oft aus Ton gebrannt wurde. Sie ähnelte Anfangs in Form eines Trink- Wasserkrugs und es konnte durch zuhalten der oberen kleinen Öffnung mit deinem Finger das Wasser portioniert werden. Gießköpfe aus Keramik waren selten Auch wurden Krüge oder Eimer aus anderem Material verwendet. Die höheren Schichten ließen sich auch Töpfe aus Silber, Gold oder auch Keramik anfertigen. Die Ton- und Keramikgefäße waren sehr zerbrechlich und der Gärtner konnte meist nur einen Eimer bzw. eine Kanne tragen, da beide Hände für einen sicheren Transport benötigt wurden. 
Als aber zur Zeit der Renaissance immer mehr Blumen in den Gärten einzogen und immer mehr Pflanzen kultiviert wurden, versuchte man es mit Blechkannen. Es gab in Europa zwei Grundformen; die Englische und Französische. Die beiden bekannten „alte“ verfeindete „Gärtnernationen“.  
Die Gießkannen unterschieden sich in drei Merkmalen:  die englische Gießkanne hatte einen runden Korpus, einen Querbügel und hintere Handhabe. Die französische Gießkanne einen ovalen Korpus und einen durchgehenden Längsbügel. 

Auch wenn im Jahre 1886 sich der Brite John Haws seine „Haws Gießkanne“ patentieren ließ, welche nach eigenen Angaben eine Form darstellte die es „leichter macht die Gießkanne zu tragen, zu kippen und gleichzeitig viel besser für den Gebrauch geeignet ist“ als jede andere vorgestellte Gießkanne zuvor, irrte er, denn die französische Variante wurde zum europäischen Standard und die Blechkannen aus England eine Herzensangelegenheit für Sammler. Denn die ovale Form macht die Gießkanne tragbarer. 

Unterschiede Gießkanne

Zu dieser Zeit wurden die verschiedenartigen Typen von Gießkannen (u.a. Gewächhauskanne, Hängebrettkannen) mit den unterschiedlichsten Füllmengen (1,5 bis 16 Liter), und Halslängen (bis 25 cm) entwickelt. 
Der letzte Entwicklungsschritt der Gießkannen war die Umstellung von Blech und Metall auf Kunststoff welches erneut zu einer geringeren Tragelast führte.

Schneidewerkzeuge 

Von der Eisenzeit bis heute wurden zur Beschneidung von Gehölzen sogenannte Hakenmesser (Häpe, Hippe) mit unterschiedlichen Längen benutzt. Die Krümmung diente für einen ziehenden Schnitt, der untere Teil für einen „sägenden Schnitt“. Es waren die Römer welche nicht nur die Weinrebe, sondern auch dieses spezielle Werkzeug mit nach Germanien brachten. Im Mittelalter wurde es als „Universalwerkzeug“, vom Unkraut jäten, zum Spalten eines Stammes bis hin zur Veredlung bei Obstbäumen verwendet.

Schneidewerkzeug, Hippe
Hakenmesser

Im 16. und 17. Jahrhundert verkürzte sich die Klinge auf 5 bis 10 cm und konnte auch seitdem in das Griffstück (Messerheft) eingeklappt werden. Bis heute hat sich dieses Werkzeug im Gartenbau gehalten. 

Zur selben Zeit wurden immer mehr Hecken und Büsche gepflanzt, welche mit einer Sichel beschnitten wurden, was ungleichmäßig und unsauber war. Abgebrochene Äste waren oft die Folge, von unterschiedlichen Formen kaum zu sprechen. Es musste eine Lösung her: die Heckenschere.
Dokumentiert wurde die Heckenschere vom deutschen Gartenbuchautor Peter Lauremberg (1585-1639) in seinem Gartenlehrbuch „Horticultura“ von 1631. Die dargestellte Heckenschere besaß Scherenblätter die länger als die Griffe waren. Dadurch hatte die Schere ein hohes Gewicht und war sicherlich schwer zu handhaben. Auch hier wurden die Scheren im Laufe der Jahre kleiner bis im Jahre 1807 der adlige Franzose Antoine Bertrand-Mollville die Gartenschere erfand. Es gibt bis heute zahlreiche verschiedene Varianten mit unterschiedlichen Formen der Klinge, Griffe, Feder, Verriegelungen, des Einsatzbereiches, des Schnittprinzips (Amboss und Bypass) sowie pneumatische und elektrische Ausführungen (geringerer Kraftaufwand) für Links- wie Rechtshändler.

Rasenmäher
Handrasenmäher

Übrigens wurde die oben erwähnte Heckenschere auch für den Rasenschnitt verwendet; erst wurde mit einer ungenauen Sense die Wiese gekürzt und dann die letzten Kanten mit einer Gartenschere herausgeschnitten. Doch die Arbeitskraft wurde immer teurer, die Arbeit „unerträglich ermüdend und unangenehm lästig“ weswegen hier Abhilfe geschafft werden musste. Abhilfe gab es ab 1832 (von der Firma Ransomes) mit dem Spindelmäher welcher über eine Walze Kraft auf eine sich drehende Spindel übertrug. Später wurde die Walze auf die Rückseite verlegt, sowie zwei Rädern an der Seite der Trommel angebracht wodurch der Rasenmäher handlicher wurde. Einige Leser sind sicher noch mit diesem Bautyp aufgewachsen. Seit 1905 gibt es auch Benzinmotoren aus England sowie seit 1921 elektronische. Jedoch waren die für den Hobbygärtner nicht erschwinglich. Auch verlor der Spindelmäher zunehmend an Bedeutung und wurde von dem Sichelmäher (horizontal rotierendes Messer) verdrängt. 

Mistbeete

Schon früh versuchte der Mensch mit allen möglichen Verfahren das Erntezeitfenster zu vergrößern. Genau wie heute sind die ersten Gemüsesätze am wichtigsten, da diese den höchsten Preis erziel(t)en. Es wurde früh festgestellt das verrottender tierischer Mist biologische Wärme produziert und so eine Verfrühung, bzw. Jungpflanzenanzucht möglich war. Auch sorgte der organische Zusatz zur Aktivierung der Bodenlebewesen und somit auch zur Nährstoffversorgung der Pflanzen.
Für eine Umrandung wurde damals ca. 3 cm starkes Holz verwendet, später wurde daraus Beton. Es gab unterschiedliche Längen- und Breitenmaße, so wie es benötigt wurde.
Aufgestellt wurde diese Konstruktion oft so, dass die Vorderseite nach Süden zeigten und wo möglich an einer Steigung so dass die Rückseite immer höher lag als die Vorderseite. Später wurden einfach unterschiedliche Holzhöhen verwendet. Gelegentlich wurden die Beete mit Brettern, später auch mit Gläsern bei Regen abgedeckt, und das Wasser konnte durch die Neigung abfließen.
 

Erwärmung Mittelalter
Mistbeet

Zuerst muss man bei einem Mistbeet den Boden ausheben, um Platz für den Mist zu machen. Die Tiefe liegt bei ca. 50 bis 60 cm. Es ist ratsam den Boden mit einem Mäusedraht auszulegen. Danach folgt eine 20-30 cm dicke Schicht von Pferdemist (hat die höchste Wärmeentwicklung), gefolgt von einer 10 cm Schicht mit humusreichem verrottetem Kompost. Danach erfolgte die Aussaatschicht bestehend aus gesiebter Gartenerde vermischt mit Sand. 
Damit sich nun Wärme entwickeln kann (bis zu 10 Grad Differenz zwischen Mistbeet und Umgebung) wurde das Beet abgedeckt, anfangs mit Holzbrettern, Stroh, später mit Glasholzrahmen oder Noppenfolien.
Nach ein paar Tagen haben sich die Deckschichten gelegt und es kann mit der Aussaat begonnen werden. So wurden schon im 17. Jahrhundert im Februar Kohl, Salat, Radieschen und Sellerie im Freilandmistbeet gepflanzt. Wichtig war hier der Luftaustausch, da der Mist durch die Zersetzung Ammoniakgase abgibt. 
Oft wurde, nach der Ernte, der verrottete Mist in andere Beete eingearbeitet welches zu einer dortigen Erhöhung des Bodenqualität führte. 
Die Mistbeete sind die Vorgänger der Frühbeetkästen, die später Aufgrund von Beton und Doppelglasplatten ohne Mist verwendet wurden. Auch wurde das Angebot an Mist geringer, einzelne Betriebe spezialisierten sich nur auf die Jungpflanzenanzucht, so dass diese einfach zugekauft werden konnten. Und die Frühbeetkästen wiederum warnen der Vorgänger der Gewächshäuser welche im 18. Jahrhundert entstanden sind und im 19. Jahrhundert mit der Erfindung der gusseisernen Gewächshausfenster keine Grenzen in Form und Höhe gesetzt wurden. 

Wir hoffen dir einen kleinen Einblick in die Gärtnerwerkzeugkiste gegeben zu haben. In der nächsten Folge der Arbeitsgeräte schauen wir auf heute. Was braucht der versierte Gärtner von heute alles in seiner Gärtnertasche? 

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